Sehenswürdigkeiten - Les Viles / Die Weiler in Gadertal
Typische Wohnsiedlungen in Gadertal
Das Gadertal ist eines der vier ladinischen Dolomitentäler, die vom Sellastock ausgehend, in verschiedenen Richtungen verlaufen.
Wenn wir vom Haupttal in die Seitentäler vordringen, stoßen wir - insbesondere in Campill, Enneberg und Wengen - auf eine charakteristische Bergbauernladschaft: die sonnseitigen Hänge sind gleichmäßig von einer Vielzahl von Weilern übersät - im ladinischen "Les Viles" genannt - eingebettet In Wiesen und Ackern, verbunden durch eschengesäumte Wege, getrennt durch Bacheinschnitte und bekrönt von dichten Fichten- und lärchen- wäldern, die bis in die Hochalmen hinauf- reichen. Die extreme Steilheit des Geländes, die Harmonie der Felder, der Geländerücken und der wenigen Hochplateaus, zwischen denen die ländlichen Weiler so vortrefflich eingefügt sind ,gelten als einzig in dieser Art. Gruppen von Holzhäusern, Steinhäusern und von Holzstadeln, schmiegen sich auf Steilhänge oder am Außen rand der Geländeterrassen in charakteristischer Weise aneinander.
Die geschlossenen Weilersiedlungen auf der Sonnseite sind dicht aneinandergebaut und mögen dem Bedürfnis ihrer Bewohner nach Sicherheit und Zusammengehörigkeit entsprungen sein. Gleichzeitig sind auch Ausdruck des Bestrebens, mit dem wenigen vorhandenen Kulturgrund möglichst sparsam umzugehen.
Im laufe der Jahrhunderte waren die verschiedenen phasen der Besiedlung des Gadertales gekennzeichnet von einer ausgedehnten Rodungstätigkeit zur Nutzung der am günstigsten gelegenen Flächen, der Verbauung der Wasserläufe, dem Bau eines Steig- und Wegenetzes, der Bodenverbesserung, der Standortwah und dem Bau der bäuerlichen Siedlungen. All diese Tätigkeiten mußten von der unumgänglichen Tatsache ausgehen, daß einzig und allein der verfügbare Boden die materielle und Virtschaftliche lebensgrundlage darstellte. Unter diesen Bedingungen ging die fortschreitende Urbarmachung des verfügbaren Bodens vor sich. Er wurde in Wiesen umgewandelt oder als Wald- und Weideland genutzt, um das Überleben einer bäuerlichen Gemeinschaft unter extremen Bedingungen zu sichern.
Wenn man bedenkt, daß ein Viertel des Gebietes alpines Ödland und über ein Drittel bewaldet ist, erkennt man wie gering in diesem Tal der Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist.
Im übrigen erfolgte die jahreszeitlich bedingte Verlagerung der Arbeitsbereich über Janrhunderte hindurch von unten nach oben und von oben nach unten. Die Kettenglieder dieser vertikal ausgerichteten Arbeitsorganisation bildeten- schematisch dargestellt - die Talwiesen unterhalb der Weiler, die Acker und Gärten um die Häuser, die Niederweiden bis zum unteren Saum des Waldes, der Wald selbst und die Hochalmen.
Die Morphologie des Tales bedingt die Ausbildung eines vertikal ausgerichteten Bodennutzungssystems, wie es im Alpenraum sehr verbreitet ist. Mit Ausnahme des ungesunden und schattigen Talgrundes verteilen sich die Gadertaler Weiler längs der Sonnenhänge auf einer Höhenschicht zwischen 1200 und 1700 m, wobei sie ein horizontal ausgerichtetes Verbindungsnetz bilden.
Im Mittelpunkt dieses komplexen Gefüges stehen die Weiler, die aus mindestens drei und aus maximal zenn Bauernhöfen bestehen, zu 80% auf steilen Hängen liegen, zu 8% im Talboden, zu 7% auf Schwemmkegeln und zu 6% auf Geländeterrassen.
Die Hangsiedlungen sind mit Sicherheit die ältesten, da erst im 15. Jahrhundert mit der Urbarmachung des Talbodens begonnen wurde.
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